12.12.2012 Der heißeste Ort in Hückeswagen

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Wo Hitze Stahl zum Glühen bringt

Der Remscheider Generalanzeiger besuchte auf der Suche nach dem „heißesten Ort in Hückeswagen“ unser Schmiedewerk und veröffentlichte am 12.12.2012 diesen Artikel. 

 

Über 1.200 Grad Celsius herrscht in den Schmiedeöfen bei von Schaewen in Kobeshofen.

Es scheint, als würde die Flüssigkeit in den Augen trocknen. Die Haut brennt, die Jeans liegt heiß an den Schienbeinen. Beinahe unbewusst geht man einen Schritt zurück. Mit leichtem Sausen fährt der Manipulator, ein riesiges Gefährt mit großem Greifarm, durch die Halle, hebt die Acht-Tonnen-Stahlsäule mühelos in die Presse. Sie drückt den glühenden Stahlblock wie Knetmasse in Form.

Wenn der Manipulator den Stahl aus dem Ofen holt, dann ist es heiß in der großen Halle mit den sechs Schmiedeöfen. Aus riesigen Stahlblöcken werden bei von Schaewen in Kobeshofen unter anderem Kolbenstangen hergestellt, wie sie zum Beispiel in Baggern eingebaut werden. Teile für die Windkraft stellt das Unternehmen mit Hauptsitz in Essen ebenfalls her.

Im 1.230 Grad heißen Ofen wird der Stahl zunächst erhitzt. Dann können ihn die Mitarbeiter mit Hilfe der Maschinen in Form bringen. Erst steht der Block längs in der Presse – zum Verdichten des Materials. Dann kommt die Rundung: „Erst schmieden wir aus dem Block einen Vierkant, danach werden die Ecken gebrochen“, erklärt Uli Lindemeier, stellvertretender Betriebsleiter in Kobeshofen. Abschließend werden zwei halbrunde Werkzeuge in die meterhohe Presse eingebaut. Der Manipulator dreht den glühenden Stahl in der runden Form. Er knirscht unter dem Druck der Presse. Schließlich ist der einst eckige Block rund.

Die Schmiedetechnik hat sich verändert im Laufe der Jahre. Wurde der Schmiedehammer früher mit Wasserkraft betrieben, so kommt heute hydraulische Technik zum Einsatz „Der Prozess erfordert nach wie vor viel Handwerkszeug. Der Mensch ist wichtiger als die Maschine“, erklärt Pressesprecher Patrick Schwarz. Denn auf Genauigkeit kommt es an. Nach jedem Arbeitsschritt kommt ein Mitarbeiter zum Einsatz, der eine silberne Schürze zum Schutz vor der Hitze trägt. Er misst den Durchmesser des Werkstücks. An anderer Stelle wird später per Ultraschall überprüft, wie dicht das Material ist. Fertig ist die Kolbenstange dann noch lange nicht. Von einer Seite wird thermisch ein Loch (Auge) gebrannt, die Kolbenstange wird wärmebehandelt, erprobt und anschließend vorgedreht. Genauigkeit ist hier wichtig. Die Toleranzspanne beim Vordrehteil beträgt maximal zwei Millimeter.

500 Mitarbeiter arbeiten an den drei von Schaewen-Standorten in Deutschland. Davon 30 Auszubildende, die die Betriebe durchlaufen und in der zentralen Lehrwerkstatt in Wetter an der Ruhr in ganz unterschiedlichen Bereichen ausgebildet werden. Darunter sind Industriekaufleute, Fachinformatiker, Verfahrensmechaniker in der Hütten- und Halbzeugindustrie oder  Zerspanungsmechaniker.

Allein in Hückeswagen produziert von Schaewen neben anderen Produkten rund tausend Kolbenstangen pro Jahr. Im Blocklager – hier liegt der unbehandelte Stahl – lagern etwa 10.000 Tonnen Stahl unterschiedlicher Größe. „Das ist alles bares Geld“, sagt Uli Lindemeier. Deshalb versuche man, den Lagerbestand niedrig zu halten. Irgendwann gelangen jedoch alle Rohstücke per Manipulator in einen der Schmiedeöfen – einen der heißesten Orte in Hückeswagen.